Sozialpsychologin Pia Lamberty informiert den Ausschuss für digitalen Wandel der Medienanstalt Rheinland-Pfalz
Pia Lamberty, die Geschäftsführerin des gemeinnützigen „Center für Monitoring, Analyse und Strategie“ (CeMAS) informierte den Ausschuss „Digitaler Wandel und Medienkonvergenz“ (DWM) der Medienanstalt Rheinland-Pfalz zum Thema Desinformation und Verschwörungserzählungen. In der Ausschuss-Sitzung am 1. April berichtete die Sozialpsychologin und Autorin über aktuelle Forschungsergebnisse. Pia Schellhammer, DWM-Vorsitzende und Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags, wies auf die hohe Relevanz des Themas hin: „Gezielte und gefährliche Desinformationen verbreiten sich im digitalen Raum sehr schnell. Da ist Medienbildung für alle Altersgruppen gefragt: Wir alle müssen Strategien erwerben, diese Angriffe zu erkennen und richtig damit umzugehen“. Albrecht Bähr, Vorsitzender der Versammlung der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, unterstrich die Bedeutung der Medienkompetenz: „Verschwörungserzählungen im digitalen Raum in Kriegszeiten bedrohen unser Miteinander. Wir stärken mit der Arbeit der Medienanstalt die Medienkompetenz und schaffen damit ein Fundament für unsere Demokratie“.
In ihren Forschungsarbeiten unterscheidet Pia Lamberty zwischen Falschinformation, Desinformation und Verschwörungserzählungen. Falschinformation sind Informationen, die unbeabsichtigt falsch weitergegeben werden. Desinformationen dagegen implizieren das absichtliche Verbreiten falscher Fakten. Verschwörungserzählungen gehen noch einen Schritt weiter und unterstellen Personen und Organisationen geheime Pläne zum Ausbau der eigenen Macht. Pia Lamberty: „Desinformation und Verschwörungserzählungen sind eine Gefahr für unseren demokratischen Zusammenhalt. Sie waren eine Herausforderung in der Pandemie, in Zeiten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind sie aber eine noch deutlich größere Bedrohung. Die Gesellschaft muss lernen, mit diesen Gefahren umzugehen.“
Desinformationen und Verschwörungserzählungen polarisieren und spalten. Gezielte Attacken und Stimmungsmache sind nur zwei der Instrumente, derer sich Verschwörungsideologen bedienen. Das Internet und die Möglichkeiten von Social Media spielen dabei eine besondere Rolle. In welchem Maße Medienbildung gerade in Zeiten des Krieges gefordert sind, zeigen Videoaufnahmen von Kriegsgefangenen: Unzensiert verstoßen diese beispielsweise gegen die Genfer Konvention und können die gezeigten Personen in reale Gefahr bringen. In ihrem Vortrag belegte Pia Lamberty, wie Cyberkriminelle anhand von Umgebungsmerkmalen Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort der gezeigten Personen ziehen. Das fehlende Wissen um einen kompetenten Umgang mit Medien und deren Mechanismen kann so zu einem eminenten Sicherheitsrisiko für Menschen und ganze Gesellschaften werden. Deshalb sei es umso wichtiger, Informationslücken zu schließen, so Pia Lamberty. „Es müssen Strategien zum Erkennen von Angriffen auf die demokratische Ordnung vermittelt und stetig trainiert werden.“
Wichtig ist nach Lamberty neben der Strafverfolgung von Cyberkriminellen und dem Schutz der Opfer vor allem Demokratiebildung, um als demokratische Gesellschaft gegen destruktive Verschwörungserzählungen und Desinformation zu bestehen. Die Medienanstalt Rheinland-Pfalz hat die Aufklärung über Desinformation und Verschwörungserzählungen zum Schwerpunktthema ihrer Medienkompetenzprojekte gemacht. Die EU-Initiative klicksafe hat aktuell das Lehrmaterial #fitfordemocracy veröffentlicht. Zum Krieg in der Ukraine sind Elterninformationen erschienen, die auch den kompetenten Umgang mit Desinformation unterstützen.
Pressemitteilung der Medienanstalt Rheinland-Pfalz vom 05.04.22