Seit 1987 werden Frauen in die Schutzpolizei des Landes Rheinland-Pfalz eingestellt. Heute beträgt der Frauenanteil bei den jährlichen Einstellungen für den Polizeidienst durchschnittlich rund 30 %. Im Jahr 2020 gibt es leider immer noch weniger als 10 % Polizistinnen in Führungspositionen. In den letzten drei Jahren ist der Anteil jedoch kontinuierlich gestiegen, dennoch sind über 90 % der Leitungen von Dienstgruppen, Kommissariaten oder Polizeiinspektionen männlich. Gemeinsam mit Romy Berger von der Hochschule der Polizei und Steffi Loth, stellv. Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei habe ich daher im Rahmen meines GRÜNEN Polizeidialogs diskutiert: Was tun bei der Frauenförderung?
Schon bei der Bewerbungsphase an der Hochschule der Polizei werden trotz ähnlicher Bewerbungsraten weniger Frauen zum Studium zugelassen. An dieser Stelle müssen die Auswahlkriterien für den Polizeidienst unter die Lupe genommen werden. Nach der Ausbildung, wenn eine mögliche Familienphase hinzukommt, wächst die Ungleichheit noch weiter. Die Polizei ist hier gefragt, Fortbildungsangebote in Teilzeit und dezentral anzubieten, um hier Polizist*innen in der Familienphase entgegenzukommen.
Eine Projektstudie der Hochschule der Polizei hat sich damit befasst, welche Faktoren wichtig sind, damit eine Polizistin eine Führungsposition anstrebt. Der zeitliche Aufwand für eine Weiterbildung zum höheren Dienst ist – neben sozialen Faktoren und die Sorge um die eigene Qualifikation – hier zentral. Die im Jahr 2015 eingerichtete Arbeitsgruppe Potenziale bei der Polizei Rheinland-Pfalz organisiert beispielsweise Fortbildungsveranstaltung und Mentoringprogramme, um gezielt Frauen in der Polizei zu bestärken Führungspositionen einzunehmen.
Moderne Arbeitsmodelle, wie Teilzeit und Homeoffice, stehen bei der Polizei noch am Anfang. Sie haben jedoch das Potenzial entlastend zu wirken und größere Flexibilität zu bieten. Hier fordert die Gewerkschaft der Polizei, dass mehr Personal und Ausstattung vorhanden sein muss, um dies auch zu ermöglichen. Auch Führung in Teilzeit ist eine Möglichkeit , die noch wesentlich stärker genutzt werden muss. Hierfür müssten zwei Personen die eng und sehr gut miteinander arbeiten sich eine Führungsposition teilen. In der rheinland-pfälzischen Polizei sind solche Führungsteams allerdings noch die absolute Seltenheit.
Alle Diskussionsteilnehmerinnen waren sich einig, dass zu wenig Forschung im Bereich Frauen in Führung bei der Polizei existiert. Es werden weitere Erkenntnisse benötigt, damit zielgenauer Frauenförderung betrieben werden kann. Darüber hinaus müssen die Beurteilungskriterien, die für eine Polizeikarriere wesentlich sind, auch aus Perspektive der Frauenförderung beleuchtet werden. Ebenso müssen die Gleichstellungspläne der Polizeipräsidien und des Innenministeriums unter die Lupe genommen werden, inwieweit die selbst gesetzten Ziele auch wirklich umgesetzt werden. Insgesamt gibt es viele vielversprechende Ansätze, die zu mehr Frauen in Führungspositionen bei der Polizei in Rheinland-Pfalz führen können – sie müssen nur konsequent umgesetzt werden. Als GRÜNE innenpolitische Sprecherin habe ich durch diese Diskussion viele Anregungen erhalten, um mich weiter für den Aufstieg von Frauen bei der Polizei einzusetzen.